Die Corona-Pandemie kam nicht ganz überraschend nach Deutschland, würfelte allerdings die Art und Weise durcheinander, wie Unternehmen, Auftragnehmer und Angestellte ihre Arbeiten verrichten. Da ich sowieso schon immer aus dem HomeOffice arbeite, änderte sich an meiner Arbeit für Grafikdesignprojekte eher nichts. Die Kundenkommunikation wie Absprachen zu Inhalten und Korrekturschleifen laufen via E-Mail. Fertige Daten liegen in der Cloud oder wandern direkt zur Onlinedruckerei.
Während diese kreative Arbeit also unberührt blieb, fielen allerdings quasi über Nacht alle geplanten Foto- und Videoaufträge weg bzw. wurden auf die Zeit nach den Einschränkungen verschoben. Trotzdem standen einige Projekte aus, die nicht verschoben werden konnten bzw. nach dem Kontaktverbot umgesetzt werden mussten. Nun kam es darauf an, flexibel zu sein.
Projekt 1 – Ein Teaservideo aus Archivmaterial
Da der gesamte Campus und auch die Mitarbeiter der Leipziger Handelshochschule im HomeOffice arbeiten, ließen sich für das Teaservideo zum neuen Studiengang »Management in Finance« keine neuen Szenen an der Hochschule drehen. Die daraus folgende Entstehungsweise des finalen Videos erscheint trotzdem nur auf den ersten Blick ungewöhnlich. Sie ist imgrunde nämlich nur eine Adaption dessen, wie ich als Grafiker bereits in einigen Fällen arbeite. Das heißt, ich griff auf mein umfangreiches HHL-Videoarchiv der letzten zwei Jahre zurück, in dem noch einige bisher ungenutzte Bewegtbilder herumschwirrten. Dazu einige thematisch passende Stockvideos und der Videoschnitt konnte beginnen. Textinhalte und Schnittwünsche tauschten wir per E-Mail aus und das fertige Video ließ nicht lange auf sich warten.
Projekt 2 – Der Auftraggeber dreht die Videos selbst
Das NOVA-Einkaufszentrum, um dass es sich hier dreht, sollte wieder Stück für Stück öffnen und wollte die Voraussetzungen und auch Center-Neuigkeiten mittels Bewegtbild auf den Social-Media-Kanälen begleiten. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen und auch dem puren Menschenverstand geschuldet, war ein direkter Videodreh in dem Sachsen-Anhalter Einkaufscenter allerdings nicht möglich.
Da sich die Smartphone-Kameras hinsichtlich der Aufnahme-Qualität mittlerweile aber nicht mehr hinter Videokameras verstecken müssen, empfahl ich dem Management kurzerhand, die Statements doch selbst zu filmen. Gesagt getan, purzelten wenige Zeit später schon die Videosschnipsel in mein Postfach. Aus den Einzeldateien schnitt ich die kurzen Infoclips im gewohnten Look&Feel des Centers und verklebte die mit Intro, Outro sowie Einblendungen. Die Audiospur befreite ich weitestgehend von Baustellenlärm, Hall und Rauschen und fertig.
Der pragmatische Ansatz fand schnell Nachahmer innerhalb der konzernangebundenen Einkaufscenter. So produzierte ich unter anderem auch für die ausführende Agentur der Dresdener Altmarkt-Galerie die für den schnellen Schnitt nötigen transparenten Cuts für Intro, Outro und Übergänge. Mittlerweile habe ich dem Management ein sehr leicht zu bedienendes Ansteckmikro geschickt, dass die Audiospur direkt an das Smartphone funkt und die Tonqualität in dem hallendem Center deutlich verbessert.
Der positive Aspekt an der ganzen Sache ist die Flexibilität. Das Management ist von den Eigendrehs so angetan, dass es zukünftig spontane Aktionen, Eröffnungen, schnelle Interviews und Infos regelmäßig selbst filmen wird. Der entfallende Dreheinsatz spart nämlich nicht nur Geld, sondern der Dreh kann spontan ohne Terminfindung losgehen. Mir entfällt damit zwar das Kamerahonorar, was aber durch den höheren Output an Videos und dem Schnitt wieder wettgemacht wird. Die gewonnene Zeit durch die ersparte Anfahrt kann ich nun auch sinnvoll nutzen. Videoprojekte, wo es auf filmische Qualität ankommt, machen natürlich weiterhin professionelles Equipment notwendig. Für kleine SocialMedia-Clips, wo der Inhalt wichtiger ist, als die Qualität, ist die Smartphone-Variante jedoch optimal.
Projekt 3 – Symbolfotos komplett allein im Studio
Ein angenehm kreativ-fördernder Fotoauftrag mit Menschen lässt sich während der Kontaktbeschränkungen eher schwer umsetzen. Der Verband Kreatives Sachsen wünschte sich gestalterische Motive und Symbolfotos für den Einsatz in Online und Print. Die Themen waren vorgegeben und benötigten auf den ersten Blick menschliche Akteure, um den Inhalt optimal zu vermitteln. Nach einem kleinen Brainstorming konnte ich die Motive so umdenken, dass die fotografische Umsetzung bis auf wenige kleine Ausnahmen direkt im Studio möglich ist. Da die Umsetzung der Symbolbilder gestaffelt an unterschiedliche Fotografen in Auftrag gegeben worden sind, verzichtete ich auf einen einheitlichen Look und setzte jedes Motiv in eigener Farbstimmung und Anmutung um.